Seminar 2 - Bauphysik für Leckageorter & Handwerker
Inhalte (1. Tag)
Teil 1: Grundlagen der Bauphysik & Bautrocknung
- Relative und absolute Luftfeuchte
- Taupunkttemperatur und Kapillarkondensation
- Kapillarität - Diffusion – Sorption - Konvektion
- Oberflächentrocknung mit Kondensatrockner und Infrarotstrahlern
- Schlagregen an Fassaden
- Bau-Salze – Hygroskopizität - Sanierputz – Opferputz
- Kapillaraktive Innendämmung
Teil 2: Grundlagen Schimmelpilze
- Entstehung eines Schimmelpilzbefalls
- Mögliche Wirkungen und gesundheitliche Risiken
- Der sichtbare, nicht sichtbare und versteckte Befall
- Wachtumsvoraussetzungen & Einflussfaktoren
- Wasseraktivität aw
- Schimmelpilz-Prophylaxe
Teil 3: Wärmebrücken und deren Bewertung nach DIN 4108
- Beispiel-Schaden zum dysfunktionalen Nutzerverhalten
- Arten der Wärmebrücken
- Historie der DIN 4108
- Anforderungen an den Nutzer n. DIN 4108
- Der Temperaturfaktor fRs,i
- Beispielschäden "Innendämmung"
- Voraussetzungen für eine erfolgreiche Innenthermografie
Teil 4: Beurteilung von Wärmebrücken und Nutzerverhalten mittels Messtechnik
- Überprüfung des Nutzerverhaltens mittels Datenlogger
- Langzeitmessung zur Bestimmung des Temperaturfaktors
Teil 5: Initialberatung für ein funktionales Nutzerverhalten
- Feuchtequellen in einer Wohnung
- Funktionales Beheizen, Belüften und Möblieren
- Gesunde und hygienische Luftfeuchte
- Sonderfall fensterlose Bäder
- Das Thermohygrometer richtig eingesetzt
Ihr Nutzen und Gewinn:
- Schadenbilder besser erkennen und beurteilen
- Wärmebrücken mit Einsatz von Messtechnik beurteilen und bewerten
- Nutzerverhalten mittels Messtechnik prüfen
- Vorgehensweisen- und Sanierung-Maßnahmen empfehlen können
- Betroffenen Nutzern eine individuelle Initialberatung im Hinblick auf ein funktionales Nutzerverhalten anzubieten
Zielgruppen
- Maler, Stuckateure
- Leckageorter & Trocknungstechniker
- Haus- und Immobilienverwalter
- Handwerker für Bautenschutz
Weitere Infos zum Seminar:
Seit Jahrzehnten ist das Thema „Schimmelschäden“ unverändert präsent. Derzeit werden ca. 7 – 10 Millionen betroffene Wohnungen in Deutschland vermutet. Etwa 4 Mrd. Euro werden jährlich für deren Beseitigung aufgewendet. Einige Schimmelschäden entstehen durch ein dysfunktionales Nutzerverhalten. Andere entstehen durch halbherzige Diagnosen und Analysen mit der Konsequenz fragwürdiger Sanierungsmaßnahmen. Fehlendes Fachwissen, einige Mythen & Legenden als auch Informationsdefizite bei Planern & Handwerkern sorgen zusätzlich für weitere Schäden. Die in den letzten Jahren steigenden Herausforderungen an Planer & ausführenden Firmen, insbesondere die bau- und haustechnischen Erfordernissen betreffend, bedürfen einer ständigen Fortbildung. Ziel dieses Seminares ist es, Ihnen einen ersten wichtigen Überblick und Einblick in die komplexe Welt bauphysikalisch bedingter Ursachen zu geben. Hierzu erhalten Sie theoretisches Hintergrundwissen, die mit zahlreichen praktischen Schaden-Beispielen verknüpft sind. Zum besseren Verständnis der Thematik tragen zudem aussagekräftige Thermogramme bei, die ich während meiner bisherigen 25-jährigen Berufspraxis erstellt habe.
"Wohnen ist Kampf gegen Feuchtigkeit - Wohnen ist Kampf gegen Schimmel"
Der ein oder andere Leser erkennt das von mir abgewandelte Original Zitat von Prof. Egon Eiermann, der damals sagte "Bauen ist Kampf gegen Feuchtigkeit - Bauen ist Kampf gegen Wasser". Betrachtet man sich die Schadenstatistiken der letzten Jahre zu Feuchte- und Schimmelschäden, treffen beide Aussagen tatsächlich zu. So wurde im Rahmen einer Studie (2008) vom IBP veröffentlicht, das 80 Millionen Europäer in Wohnungen leben, in denen Feuchte- und Schimmelschäden vorliegen. Weitere unterschiedliche Studien ergaben, dass bei uns in Deutschland ca. 5-10 Millionen betroffene Wohnungen vermutet werden. Sehr viele Schimmelschäden sind meiner Meinung nach auf Informationsdefizite, Halbwissen, Halbwahrheiten sowie manchmal auf Mythen und Legenden zurückzuführen!
Die wesentlichen Ursachen für die hohe Anzahl der Feuchte- und Schimmelschäden teile ich gerne in folgende 6 Gruppen ein:
- Leitungswasserschäden
- Baulich bedingte Mängel & Schäden
- Bauphysikalisch bedingte Ursachen
- Dysfunktionales Nutzerverhalten
- Sturmschäden, Starkregenereignisse, Überschwemmungen…
- Neubaufeuchte
Anhand dieser Auflistung lässt sich leicht erkennen, dass die Anzahl der möglichen Ursachen für einen Feuchte,- oder Schimmelschaden enorm vielfältig sein können. Mit etwas Glück liegt eine einzelne Ursache wie beispielsweise ein Rohrbruch vor. Häufig jedoch wirken gleichzeitig mehrere Ursachen, die gemeinsam zu einem Schadenbild führen. Die Aufgabe und hohe Kunst des Diagnostikers, Leckageorters oder Sachverständigen ist es nun, die unterschiedlichen Ursachen einzeln zu lokalisieren und zu benennen, um anschließend ein entsprechendes Reparatur- bzw. Sanierungskonzept empfehlen zu können. 2003 wurde der Ursachenbaum zum Schadenbild "Schimmelbildung auf Bauteiloberflächen" von Prof. Rainer Oswald veröffentlicht. Dieser Baum wurde von Zöller 2014 überarbeitet und findet sich jetzt im neuen Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes (UBA 2017). Anhand dieser Grafik können Sie sich einen sehr guten ersten Überblick über die Komplexität des Schimmelthemas verschaffen.
Nachfolgend zeige ich ihnen noch einige Schäden aus den oben genannten 6 Gruppen.
Die Schadenbilder sind Bestandteil meiner Seminarunterlagen.
Ursache: Innenseitiger Tauwasserausfall mit Schimmelbildung auf einer Aussenwand (6 mm Innendämmung!)
Ursache: Kein Rohrbruch, sondern Feuchteschäden wegen defekter Aussenabdichtung
Schlagregen dringt erst über die Verkleidung und dann über das defektes Blech
in die Dachkonstruktion ein.
Im Bad 1.OG führten 3 Ursachen zu einem Wasserschaden im EG
1. defekte Kaltwasserleitung
2. undichter Siphon
3. undichte Wartungsfuge
Nutzerverhalten und/oder mangelhafter Wärmeschutz der Außenwand?
Kapillar aufsteigende und seitlich eindringende Feuchtigkeit
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